Dann begrüße ich Sie zur Vorlesung Sozialpolitik heute zunächst mal auch zu einem Thema, das eigentlich
ein Grenzbereich der ökonomischen Fragestellung ist, aber für die Sozialpolitik eine relativ
zentrale Rolle spielt, nämlich das Thema soziale Gerechtigkeit.
Es ist insofern ein Grenzbereich der Ökonomie, weil sie sich hier sehr stark einerseits
mal in normativen Kontexten bewegen.
Annahmen, was sie für gerecht halten oder für weniger gerecht halten, sind im Grundsatz
ja immer von Wertvorstellungen geprägt.
Zum Zweiten aber eben doch relevant für das sozialpolitische Thema, weil Gerechtigkeit
nun mal eine der motivierenden Punkte ist normalerweise, warum sie sozialpolitische Maßnahmen ergreifen.
Sie haben letzte Woche die Marktversagensgründe gehört als eine Motivation.
Sehr oft kommen aber eben Gerechtigkeitsvorstellungen mit vor.
Deswegen wird es jetzt im Folgenden auch zunächst mal um Vorstellungen von Gerechtigkeit gehen.
Das ist auch für mich immer ein bisschen grenzwertig, weil die philosophischen Fragestellungen,
die dahinterstehen, sind jetzt auch nicht zwingend mein Spezialgebiet.
Aber es gehört nun mal zu so einer Vorlesung auch dazu, dieses Themengebiet zu machen und
ein bisschen eingelesen habe ich mich schließlich auch.
Gut, sie kriegen eben wie gesagt das Thema Gerechtigkeit als ein zentrales Element und
ein zentraler Baustein der ganzen Sozialstaatsdebatten, meistens ohne dass genauer gesagt wird, was
eigentlich Gerechtigkeit heißen soll.
Sie können sich aktuelle politische Diskussionen anschauen und dann werden Ihnen Vertreter
aller Parteien und Vertreterinnen aller Parteien über den Weg laufen und immer erklären,
dass bestimmte Maßnahmen aus Gründen der Gerechtigkeit geboten sein, begründen damit
aber ganz unterschiedliche Maßnahmen und das hat logischerweise was damit zu tun, dass
die dahinterstehenden Vorstellungen, was eigentlich gerecht ist und was weniger gerecht ist, sich
unterscheiden.
Deshalb brauchen Sie an sich, wenn Sie über Gerechtigkeit diskutieren wollen, eine klare
Definition dessen, was Sie eigentlich darunter zu verstehen.
Es hilft Ihnen auch nichts in irgendeiner Diskussion hinzuschreiben, das sei nicht
gerecht oder das sei gerecht, wenn niemand weiß, was Sie eigentlich konkret darunter
verstehen.
Es wird im folgenden erstmal um vier Theoretiker gehen, verhältnismäßig moderne.
Sie können die Gerechtigkeitsdiskussion auch in der Philosophie nachvollziehen, im Endeffekt
seit das Schriftum begonnen hat, da finden Sie immer wieder Fragestellungen.
Es geht jetzt im folgenden um vier verhältnismäßig moderne, die ich Ihnen kurz vorstellen möchte.
Moderne Überlegungen, was denn Gerechtigkeit eigentlich sein kann.
Das Ganze läuft nicht chronologisch ab, sondern es geht eher von einem stärker oder einem
sehr wenig verteilenden Ansatz von Gerechtigkeit zu einem verhältnismäßig stark ausgebauten.
Aber allen diesen Gerechtigkeitstheorien ist gemein, dass sie Umverteilung unter bestimmten
Aspekten begründen können.
Der Restriktiveste ist Robert Nozick, ein Philosoph auch des 20.
Jahrhunderts, der die sogenannte Prozessgerechtigkeit unter anderem entwickelt hat, auch wie die
meisten Philosophen hat er sich nicht exklusiv nur mit Gerechtigkeitsvorstellungen befasst,
sondern eine ganze Reihe von unterschiedlichen Fragestellungen bearbeitet.
Seine Gerechtigkeitstheorie ist aber ein zentraler Baustein und das ist eine, die sehr stark
von libertären Vorstellungen geprägt ist, die Sie bis heute vor allem auch in der amerikanischen
Staatsdebatte nachvollziehen können, wo libertäre Positionen traditionell eine viel stärkere
Rolle spielen als in Europa, insbesondere in Kontinentaleuropa.
Die Überlegung, die hinter Nozickstheorie steht, ist, dass Individuen zunächst mal Eigentümer
erstens von sich selbst sind.
Das ist ein klassisch unter anderem auf John Locke auch zurückgehendes Argument, das ursprünglich
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:32:11 Min
Aufnahmedatum
2013-05-02
Hochgeladen am
2013-05-24 08:49:30
Sprache
de-DE